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Sternstunde der Mörder

Sternstunde der Mörder

Pavel Kohout hat ein historisch genaues und gerade deshalb oft überraschendes Buch geschrieben. Fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führt er uns zurück nach Prag, in die letzten vier Monate der Besatzungszeit. Es ist ein politisches Buch, aber eines, das ohne das große Pathos auskommt. Es muss ein politisches Buch sein, denn alles Leben wird in diesen dramatischen Wochen in den Strudel des untergehenden Reiches hineingerissen. So ist für den tschechischen Krirninalkommissar Beran und seinen Assistenten Morava ein Mord in diesen spannungsgeladenen Tagen auch nicht einfach ein Mord. Und schon gar nicht, wenn er an einer deutschen Generalswitwe begangen wurde. Doch welche Rolle spielt der deutsche Oberkrirninalrat Buback, der den Tschechen von der Besatzungsmacht an die Seite gestellt wird? Ist er nur ein Spitzel, der herausfinden soll, wie tief die Prager Kripo in den Aufstand verstrickt ist, der sich lautlos, aber immer deutlicher spürbar ankündigt? Die Wirren der Zeitwende scheinen zuerst dem unbekannten Täter in die Hände zu spielen, der immer neue Opfer findet.

Als im Mai der Widerstand in den Straßen Prags losbricht, verlangen

auch die vielen ungelösten Fragen nach der Schuld und den Schuldigen endlich eine offene Antwort. Und es geht längst nicht mehr nur um einen Mörder. Mit sensibler Einfühlung erzählt Pavel Kohout aus einer Zeit, die den Worten Sühne und Schuld eine neue Bedeutung gegeben hat.

»Ein kühner, bewegender, ein zeitdiagnostischer Roman von Rang. Kühn in der Perspektive, bewegend durch die Darstellung – man spürt den Dramatiker – und diagnostisch, indem er die folgenreiche Verblendung von angemaßter Auserwähltheit aufdeckt.« Siegfried Lenz

 

Albrecht Knaus Verlag, München 1995, 476 Seiten. Erhältlich bei Amazon

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